WisdomTree
Gold Monthly
August 2025

Nitesh Shah
Head of Commodities and Macroeconomic Research, WisdomTree Europe
Nitesh Shah ist ein Finanzexperte mit über 24 Jahren Erfahrung in den Bereichen Research und Anlagestrategie. Als Head of Commodities & Macroeconomic Research bei WisdomTree Europa leitet er Marktanalysen und -einblicke für die verschiedenen Anlageklassen, wobei sein Schwerpunkt auf Rohstoffen und börsengehandelten Produkten liegt. Zuvor war er bei Moody's, HSBC Investment Bank, The Pension Protection Fund und Decision Economics tätig, wo er sein Fachwissen in den Bereichen Marktanalyse und Strategie vertiefte.
Nitesh Shah hat einen Master-Abschluss in internationaler Wirtschaft und Finanzwesen von der Brandeis University und einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften von der London School of Economics. Seine Einsichten werden häufig in den Finanzmedien zitiert und er ist ein gefragter Redner bei Branchenveranstaltungen. Außerdem ist er Moderator des Podcasts „Commodity Exchange“, in dem er über Trends auf den globalen Märkten spricht. Nitesh Shah begeistert sich für die Beratung von Anlegern und bietet ihnen umsetzbare Erkenntnisse, die ihnen bei der Orientierung in der komplexen Finanzlandschaft helfen.
Märkte sind beruhigt, doch Gold findet Unterstützung in Geld- und Wirtschaftspolitik
Zölle und Marktvolatilität
Der Goldmarkt litt im letzten Monat unter der Ungewissheit über Zölle. Edelmetalle wurden am Tag der Befreiung (2. April 2025) ausdrücklich von gegenseitigen und sektorbezogenen Zöllen ausgenommen. Allerdings hieß es am 8. August 2025 auf der Website der US-Zoll- und Grenzschutzbehörde, dass 100-Unzen- und 1-Kilo-Goldbarren aus der Schweiz mit Zöllen belegt würden. Diese Barren sind die Standardlieferungen für Comex-Gold-Futures in New York, während auf dem globalen außerbörslichen Markt, der in London abgewickelt wird, mit 400-Unzen-Barren gehandelt wird.
Schweizer Raffinerien spielen eine entscheidende Rolle bei der Verbindung der beiden Märkte, da sie 400-Unzen-Barren in 100-Unzen-Barren für die Lieferung in die USA umschmelzen. Dieser Prozess hat in der Vergangenheit erhebliche Preisunterschiede zwischen den beiden Märkten verhindert – mit Ausnahme von außergewöhnlichen Ereignissen wie der COVID-19-Pandemie, als die Arbitrage durch den eingestellten Flugverkehr behindert wurde.
Kurz vor Ankündigung der Zoll-Ausnahmeregelung am Tag der Befreiung hatten Händler Zölle am US-Markt eingepreist, wodurch sich die Spanne zwischen Comex-Futures und Londoner Spotpreisen vergrößert hatte. Die Veröffentlichung auf der Website der Zollbehörde löste erneut Panik aus und trieb Comex-Futures auf einen Aufschlag von fast 40 US-Dollar je Unze gegenüber den Spotpreisen (Abbildung 1). Später erklärte Präsident Trump jedoch in den sozialen Medien, dass „Gold nicht mit Zöllen belegt wird“, was die Märkte beschwichtigte und den Aufschlag zunichtemachte. Obwohl bis zum 18. August 2025 keine weiteren offiziellen Erklärungen abgegeben wurden, wirken die Märkte beruhigt.
Abbildung 1: Comex-Gold – Spot-Goldpreis
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. 01.01.2025–18.08.2025. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Käufe der Zentralbanken
Laut dem Bericht „Gold Demand Trends Q2 2025” von Weltgoldrat und Metals Focus kauften Zentralbanken im zweiten Quartal 2025 166,5 Tonnen Gold, was einem Minus von 33 % gegenüber dem Vorquartal und 21 % gegenüber dem Vorjahr entspricht (Abbildung 2a). Oberflächlich betrachtet deutet dies auf eine nachlassende Nachfrage hin. Angesichts des erheblichen Anstiegs der Goldpreise geben die Zentralbanken jedoch wahrscheinlich nominal mehr aus als in den Vorjahren.
Nach unseren Schätzungen investierten die Zentralbanken im zweiten Quartal 2025 mehr als 17,5 Milliarden US-Dollar in Gold, was den höchsten jemals verzeichneten Wert für das zweite Quartal darstellt (Abbildung 2b). Die Ausgaben in Höhe von 22,9 Milliarden US-Dollar im ersten Quartal 2025 stellten ebenfalls einen Rekordwert für ein erstes Quartal dar.
Die chinesische Zentralbank erwarb im Juli 2025 zwei Tonnen Gold und verzeichnete damit den neunten Monat in Folge einen Zuwachs. Chinas offizielle Goldreserven belaufen sich nun auf 2.300 Tonnen, was etwa 6,8 % der gesamten Devisenreserven entspricht, nachdem seit Jahresbeginn 21 Tonnen hinzugekommen sind.
Abbildung 2a: Goldkäufe der Zentralbanken in Tonnen
Abbildung 2b: Goldkäufe der Zentralbanken in US-Dollar
Quelle: WisdomTree, Weltgoldrat. Q1/2010–Q2/2025. Dollarwerte, geschätzt anhand der vierteljährlichen Goldpreise. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Gold und Realzinsen
Wir haben bereits mehrfach auf die offensichtliche Entkopplung von Gold und Realzinsen hingewiesen. Diese Entkopplung seit 2022 zeichnet sich deutlich ab, wenn man die Daten über einen längeren Zeitraum betrachtet (Abbildung 3a). Bei Verwendung einer kürzeren Perspektive, insbesondere seit dem Tag der Befreiung, erscheint die Beziehung jedoch weniger ausgeprägt (Abbildung 3b). Der größte Teil des Renditeverfalls seit Mitte April 2025 fiel mit einem Anstieg der Goldpreise zusammen, was darauf hindeutet, dass die Verbindung nicht vollständig aufgehoben ist.
Abbildung 3a: Gold und Realzinsen, lange Zeitreihe
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. Januar 1997–August 2025. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Abbildung 3b: Gold und Realzinsen, kurze Zeitreihe
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. 11. April 2025–18. August 2025. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Geopolitische Risiken
Trumps gescheiterter Versuch, den Krieg zwischen Russland und der Ukraine zu beenden, stützt weiterhin den geopolitischen Aufschlag auf Gold. Er veranstaltete am 15. August 2025 ein Gipfeltreffen mit Putin in Alaska, doch abgesehen von Berichten über russische Forderungen nach Land gab es kaum Fortschritte. Ein Treffen zwischen Selenskyj und Trump in Washington fand am 18. August 2025 statt. Wir bleiben allerdings skeptisch, dass die Ukraine territoriale Zugeständnisse in Betracht ziehen wird, ohne dass zuvor ein Waffenstillstand vereinbart ist.
Angesichts der wachsenden Besorgnis, dass die Bedingungen der „Friedensgespräche“ von Russland diktiert werden, dürfte Gold weiterhin gute Unterstützung bekommen.
Börsengehandelte Goldprodukte
Der Goldbestand in börsengehandelten Produkten (Exchange-Traded Products, ETPs) legte weiter zu: Zwischen dem 17. Juli und dem 17. August 2025 kamen 1,5 Millionen Feinunzen hinzu. Nach Daten des Weltgoldrats flossen im Juli 3,2 Milliarden US-Dollar in Gold-ETPs, wobei alle wichtigen Regionen (Nordamerika, Europa und Asien) Zuwächse verzeichneten.
China hingegen meldete im Juli Abflüsse in Höhe von 325 Millionen US-Dollar. Anfang dieses Jahres verbuchte China Rekordzuflüsse in Gold-ETPs. Dabei übertrafen die Zuflüsse im ersten Halbjahr die Gesamtzuflüsse der letzten fünf Jahre. Der Abfluss der letzten Zeit könnte auf eine wachsende Risikobereitschaft chinesischer Anleger hindeuten, da die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft und die (bislang) begrenzten Auswirkungen des Handelskriegs eine weniger pessimistische Haltung fördern. Insbesondere überstiegen die Zuflüsse in japanische und indische Gold-ETPs die Abflüsse aus China.
Risiken durch US-Geld- und -Wirtschaftspolitik
Gold wird nach wie vor durch die Erwartungen einer Zinssenkung der US-Notenbank im September gestützt. Bis zum 13. August 2025 hatten Fed Funds Futures eine Wahrscheinlichkeit von 100 % für eine Zinskürzung im September eingepreist, nachdem am 1. August 2025 schwache Arbeitsmarktdaten veröffentlicht wurden (Abbildung 4). Obwohl die unerwartet starken Daten zur Erzeugerpreisinflation vom 14. August diese Wahrscheinlichkeit leicht verringert haben, sind die Märkte weiterhin überzeugt, dass eine Zinssenkung unmittelbar bevorsteht.
Umstrittener war Trumps Reaktion auf die schwachen Arbeitsmarktdaten, insbesondere die umfangreichen Abwärtskorrekturen: Er entließ den Leiter des Bureau of Labor Statistics und nominierte stattdessen E. J. Antoni, zuvor Chefökonom der Heritage Foundation, für die Position. Der Schritt stieß auf scharfe Kritik, da Befürchtungen hinsichtlich politischer Eingriffe in die statistische Berichterstattung laut wurden, was allgemeine Bedenken über den Einfluss der Regierung auf die Federal Reserve wiedergab.
Dieser politische Hintergrund könnte Gold angesichts seines Rufs als Anti-Establishment-Anlage weiter untermauern: eine Pseudowährung, die gegen die Entwertungsrisiken von Fiatgeld immun ist.
Abbildung 4: Fed Fund Futures preisen Zinssenkungen im September 2025 ein
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. 1. Juli 2025–18. August 2025. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.