WisdomTree
Gold Monthly
May 2025

Nitesh Shah
Head of Commodities and Macroeconomic Research, WisdomTree Europe
Nitesh Shah ist ein Finanzexperte mit über 24 Jahren Erfahrung in den Bereichen Research und Anlagestrategie. Als Head of Commodities & Macroeconomic Research bei WisdomTree Europa leitet er Marktanalysen und -einblicke für die verschiedenen Anlageklassen, wobei sein Schwerpunkt auf Rohstoffen und börsengehandelten Produkten liegt. Zuvor war er bei Moody's, HSBC Investment Bank, The Pension Protection Fund und Decision Economics tätig, wo er sein Fachwissen in den Bereichen Marktanalyse und Strategie vertiefte.
Nitesh Shah hat einen Master-Abschluss in internationaler Wirtschaft und Finanzwesen von der Brandeis University und einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften von der London School of Economics. Seine Einsichten werden häufig in den Finanzmedien zitiert und er ist ein gefragter Redner bei Branchenveranstaltungen. Außerdem ist er Moderator des Podcasts „Commodity Exchange“, in dem er über Trends auf den globalen Märkten spricht. Nitesh Shah begeistert sich für die Beratung von Anlegern und bietet ihnen umsetzbare Erkenntnisse, die ihnen bei der Orientierung in der komplexen Finanzlandschaft helfen.
Gold als Indikator für die Stimmung im Handelskrieg
Gold dient weiter als Stimmungsindikator im Hinblick auf den aktuellen Handelskrieg. Im letzten Monat erreichte das Edelmetall ein neues Allzeithoch, da die Märkte Worst-Case-Szenarien einpreisten. Seitdem sind die Preise angesichts der sich abzeichnenden Deeskalation wieder zurückgegangen.
Gold bewegte sich im Monatsverlauf in einer großen Bandbreite und stieg von 3.200 US-Dollar je Unze am 14. April 2025 auf ein Allzeithoch von 3.500 US-Dollar je Unze am 22. April an. Diese Zunahme wurde durch die wachsende Angst vor einem Zusammenbruch des Welthandels nach den von der US-Regierung Anfang April verhängten aggressiven Zöllen zum „Befreiungstag“ und den Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder ausgelöst.
Zum 16. Mai ist der Goldpreis wieder auf 3.200 US-Dollar je Unze gesunken, was auf den wachsenden Optimismus im Zusammenhang mit den Handelsverhandlungen zurückzuführen ist. Obwohl die am 2. April, dem Befreiungstag, angekündigten Zölle zunächst auf breiter Front eingeführt wurden, wurden die meisten von ihnen am 9. April für 90 Tage ausgesetzt – mit Ausnahme der gegen China gerichteten Zölle. China, das mit höheren Zöllen konfrontiert war, reagierte mit ebenso hohen Zöllen auf US-Waren.
Am 12. Mai wurden die Märkte überrascht, als sich die USA und China auf eine 90-tägige Aussetzung der meisten ihrer jeweiligen Zölle einigten, wodurch die effektive Zolllast erheblich verringert wurde. Risikoanlagen erholten sich und der Goldpreis gab nach. Dennoch notiert Gold weiterhin über dem Stand von vor einem Monat.
Abbildung 1: Goldpreis auf neuem Höchststand
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. Von Januar 1970 bis April 2025. Monatliche Daten. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Gold und US-Dollar
Der Anstieg des Goldpreises auf den Höchststand vom 22. April wurde auch durch einen schwachen US-Dollar unterstützt. Seitdem hat der US-Dollar aufgewertet, sodass Gold diese Gewinne nur schwer halten kann.
Abbildung 2: Gold und US-Dollar
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. 01.01.2025–16.04.2025. Tägliche Daten. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Gold- und Anleihenmärkte
Anfang April fielen die Anleihenkurse stark (d. h. die Renditen stiegen), während der Goldpreis in die Höhe kletterte. Anleihen haben diese Verluste noch nicht wettgemacht. Auch die Anleihenrenditen schwankten weiter: Zehnjährige inflationsgeschützte Staatsanleihen (TIPS) bewegten sich zwischen einem Höchststand von 2,25 % am 11. April und einem Tiefstand von 1,19 % am 1. Mai, bevor sie bis zum 13. Mai wieder auf 2,15 % anzogen. Diese Volatilität untermauerte die Beliebtheit von Gold als defensive, gegen Fragilität gerichtete Anlage.
Am 16. Mai (nach Börsenschluss) stufte die Ratingagentur Moody's Investors Service US-Staatsanleihen von Aaa auf Aa1 herab. Zwar war die Herabstufung weitgehend erwartet worden, doch zeigt sie die anhaltende Herausforderung bei der Steuerung der US-Schulden und könnte auf kurze Sicht zusätzliche Schwankungen an den Anleihenmärkten bewirken. Gold dürfte von dieser Unsicherheit profitieren.
Abbildung 3: Gold und Realzinsen
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. 01.01.2025–16.05.2025. Tägliche Daten. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Goldnachfrage der Zentralbanken
Den Daten des Weltgoldrats für das erste Quartal 2025 zufolge blieb die Nachfrage der Zentralbanken mit 244 Tonnen stark. Das ist zwar weniger als im ersten Quartal 2023 und im ersten Quartal 2024, aber fast dreimal so viel wie im ersten Quartal 2022, als die Nachfrage als Reaktion auf den Russland-Ukraine-Konflikt stark anwuchs.
Die chinesische Zentralbank (People's Bank of China, PBoC) wies den sechsten Monat in Folge Goldkäufe aus und stockte ihre Reserven um 2,2 Tonnen auf. Seit Jahresbeginn hat die PBoC 14,9 Tonnen erworben. Auch wenn dies offenbar eine Abkühlung widerspiegelt, sind die Käufe wertmäßig (angesichts höherer Preise) nach wie vor robust. Außerdem vermuten wir, dass die PBoC ihre Käufe zu niedrig ausweist, da die vierteljährlichen Schätzungen des Weltgoldrats häufig über den von den Zentralbanken für die internationale Finanzstatistik des IWF1 gemeldeten Zahlen liegen.
Abbildung 4: Goldnachfrage der Zentralbanken
Quelle: Weltgoldrat, WisdomTree, Q1/2010–Q1/2025. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Anlegerstimmung
Interessanterweise ist die spekulative Nettopositionierung in Gold-Futures trotz des diesjährigen Anstiegs der Goldpreise seit Februar zurückgegangen.
Abbildung 5: Spekulative Nettopositionierung in Gold-Futures
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. 01.01.2021–16.05.2025. Tägliche Daten. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Umgekehrt haben die Zuflüsse in börsengehandelte Produkte (ETPs) deutlich zugenommen. Das lässt den Schluss zu, dass diese Instrumente die Anlegerstimmung gegenüber Gold aktuell besser zum Ausdruck bringen könnten. Tatsächlich haben die wachsenden ETP-Ströme zu einem Anstieg der Investmentnachfrage um insgesamt 170 % gegenüber dem Vorjahr auf 552 Tonnen geführt – nach Angaben des Weltgoldrats der höchste Stand seit dem ersten Quartal 2022.
Abbildung 6: Goldbestände in börsengehandelten Produkten
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. 03.01.2022–16.05.2025. Tägliche Daten. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Nachfrage Chinas
Chinesische ETPs verzeichneten im April 2025 mit 49 Milliarden Renminbi (6,8 Milliarden US-Dollar) die höchsten monatlichen Zuflüsse aller Zeiten. Die Bestände stiegen um 65 Tonnen auf 203 Tonnen – beides Rekordwerte. Auch die Großhandelsnachfrage war kräftig: An der Shanghaier Goldbörse wurden 153 Tonnen Gold entnommen, was einem Plus von 27 % im Vergleich zum Vormonat und von 17 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Gold und bitcoin
Die Risiko-Rallye der letzten Wochen resultierte in einer Aufwärtskorrektur des Verhältnisses von Bitcoin zu Gold. Bitcoin nähert sich seinem Allzeithoch, das zuletzt im Dezember 2024 erreicht wurde. Mit zunehmender Akzeptanz von digitalen Währungen durch Institutionen wird Gold wahrscheinlich eine gewisse Konkurrenz bekommen, auch wenn sich die beiden Anlagen sehr unterschiedlich verhalten und eine ergänzende Rolle in Portfolios einnehmen.
Abbildung 7: Bitcoin-Gold-Verhältnis
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. 01.09.2022–16.05.2025. Tägliche Daten. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
1 IWF = Internationaler Währungsfonds.