Die zunächst schwache Reaktion von Gold auf die Türkei-Krise könnte trügen
Die Türkei befindet sich derzeit in einer Wirtschaftskrise, wie in unserem Blogartikel der letzten Woche ausgeführt – die Lira ist auf ein Allzeittief gefallen, 34 % im Laufe der Woche. Der Euro fiel in der vergangenen Woche ebenfalls um 2 %, da es sich bei einigen der größten Banken in der Eurozone um Gläubiger der Türkei handelt, wie die Abteilung für Finanzmarktaufsicht der Europäischen Zentralbank betonte.
Die Türkei befindet sich derzeit in einer Wirtschaftskrise, wie in unserem Blogartikel der letzten Woche ausgeführt – die Lira ist auf ein Allzeittief gefallen, 34 % im Laufe der Woche. Der Euro fiel in der vergangenen Woche ebenfalls um 2 %, da es sich bei einigen der größten Banken in der Eurozone um Gläubiger der Türkei handelt, wie die Abteilung für Finanzmarktaufsicht der Europäischen Zentralbank betonte.
Warum kam es bei Gold zu keiner stärkeren Reaktion?
Gold reagiert nicht immer sofort auf Stressphasen. Beispielsweise fror der Wirtschaftsminister während der Argentinien-Krise am 1. Dezember 2001 die Bankkonten ein (ein klares Zeichen dafür, dass die Stunde geschlagen hat) und am 23. Dezember 2001 kam es zum Staatsbankrott. Im Dezember 2001 stieg Gold um nur 1 %. Doch in der ersten Jahreshälfte 2002 legte Gold um 15 % zu, da die Folgen der Argentinien-Krise (und der Probleme der Dot-Com-Blase) zu einer klaren geopolitischen Prämie auf Gold geführt hatten. Dies zeigt, dass es sogar während sich eine Krise anbahnt noch möglich ist, eine Absicherung aufzubauen.
Türkische Zentralbank: Höchste Goldzuflüsse 2017
Die relativ schwache Reaktion von Gold auf die heutigen Probleme in der Türkei könnten auch auf einige besondere Eigenschaften der Türkei zurückzuführen sein.
Die Zentralbank der Republik Türkei (CBRT) ist ein großer Goldkäufer. Sie könnte in dieser Krise zum Schutz der Lira Gold verkaufen und für Investoren kann sich dieses Angebot in Form negativer Kurse darstellen. Die CBRT kaufte 2017 85,9 Tonnen Gold, wobei es sich 2017 um die zweitgrößten Goldkäufe unter den Zentralbanken nach der russischen Zentralbank (223,5 Tonnen) handelte.
Die Türkei verfügt über ein eher ungewöhnliches System, bei dem Handelsbanken Gold verwenden können, um die Anforderungen an die Mindestreserve bei der Zentralbank zu erfüllen. 2017 machten die Goldzuflüsse von Handelsbanken an die türkische Zentralbank (als Reserve gehalten) 187,7 Tonnen aus. Nimmt man diese beiden Zuflussquellen an die CBRT zusammen, waren die Goldzuflüsse in die Türkei unter allen Zentralbanken die höchsten.
Abbildung 1: Goldkäufe durch die Zentralbanken (jährlich)
Quelle: World Gold Council, WisdomTree, Daten verfügbar bis Schlusskurs vom 30. Juni
Die historische Performance ist kein Anhaltspunkt für die künftige Performance und jedes Investment kann im Wert sinken.
Wie lange wird die Trägheit von Gold wahrscheinlich andauern?
Ein Teil der Antwort hängt natürlich davon ab, ob die Belastungen in der Türkei vorübergehender Art sind oder eskalieren. Hierzu können wir keine aussagekräftigen Angaben machen. Doch wenn die Bedrohung eines Verkaufs von türkischem Gold den Kurs tatsächlich belasten sollte, wodurch ließe sich diese Bedrohung dann aufhalten? Die türkische Zentralbank könnte vor Gold andere Währungen verkaufen und dadurch die Auswirkungen auf das Goldangebot auf ein Minimum beschränken. Dabei könnte es sich um eine tragfähige Strategie für die CBRT handeln, bei der die Währungen anderer Länder anstatt des „staatenlosen“ Golds belastet würden.
Die Handelsbanken scheinen ihr Gold, das sie als Mindestreserve bei der Zentralbank halten, in den letzten Monaten reduziert zu haben. Die CBRT verzeichnete zwischen April und Juni 2018 aus dieser Quelle einen Abfluss von 27,5 Tonnen, wodurch die 30,7 Tonnen, die ihr von Januar bis März 2018 zugeflossen waren, praktisch wettgemacht wurden. Wenn die Handelsbanken und ihre Kunden im Zuge der Panik, die im Land herrscht, noch mehr Gold abziehen, wird das Edelmetall ganz klar seine traditionelle Rolle übernehmen. Daraus würde sich eine positive Kursentwicklung bei Gold ergeben.
Abbildung 2: Goldkäufe durch die Zentralbanken (monatlich)
Quelle: World Gold Council, WisdomTree, Daten verfügbar bis Schlusskurs vom 30. Juni
Die historische Performance ist kein Anhaltspunkt für die künftige Performance und jedes Investment kann im Wert sinken.
Es besteht außerdem die Chance, dass die Regierung drakonische Maßnahmen ergreift, um zu verhindern, dass die Haushalte sich mit ihrem Gold eine Absicherung aufbauen. Dazu würde es nicht zum ersten Mal kommen. 1933 unterzeichnete die US-Regierung unter Roosevelt eine Präsidentenverfügung über „das Verbot des Hortens von Goldmünzen, Barrengold und Goldzertifikaten auf dem US-amerikanischen Festland“. Dieses Goldverbot war bis 1974 in Kraft. Solche Maßnahmen würden Gold andernorts sicherlich zu einer begehrten Anlage machen.
Die Rhetorik des türkischen Präsident Recep Tayyip Erdogan geht bereits in diese Richtung. Am Freitag bekräftigte er: „Wenn jemand Dollar, Euro oder Gold unter dem Kopfkissen hat, sollte er zur Bank gehen und diese Bestände eintauschen.“ Eine Vermögensbeschlagnahmung ist für einen Präsidenten mit machthungrigen Tendenzen ebenfalls kein undenkbarer Schritt.
Fazit
Gold reagiert nicht immer sehr schnell auf Stressphasen. Die spezifischen Probleme in der Türkei könnten die Kurse zeitweilig stärker belasten als Währungskrisen in Ländern, in denen die Zentralbanken über niedrige Goldbestände verfügen. Der niedrige Kurs von heute könnte Investoren einen attraktiven Einstiegspunkt bieten.
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